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Ulrich I
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Biographie Ulrich I Graf von Schaunberg

 

Diese Arbeit soll versuchen, eine Biographie über den Grafen Ulrich I von Schaunberg zu erstellen. In erster Linie sollen die Reisen und Aufenthaltsorte aufgezeigt werden. Ulrich lebte in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts und brachte es zu hohem Ansehen bei seinen Zeitgenossen und führte die Schaunberger zum Höhepunkt ihrer Macht.

Der Ursprung der Schaunberger ist in Julbach am Inn im Landkreis Rottal-Inn zu suchen. Anfang des 12.Jahrhunderts genauer 1120[1] taucht das edelfreie Geschlecht der Julbacher aus dem dunkel der Geschichte auf. Etwa um diese Zeit dürfte auch die Burg von Julbach entstanden sein.[2] In den Urkunden von Ranshofen, Formbach, Klosterneuburg und Berchtesgaden erscheint Wernhard von Julbach teils als Zeuge, teils auch eigenständig oder an der Seite der Grafen von Formbach und Neuburg, der Markgrafen von Österreich und der bayerischen Herzöge. Dieser Wernhard darf als Stammvater der Julbacher, dem reichsunmittelbaren Geschlechtes der Schaunberger angesehen werden. Die Gemahlin von Wernhard hieß Benedikta von Formbach, seine Söhne Wernhard, Heinrich und Gebhard. Sein Sohn Heinrich erscheint 1140[3] zum erstenmal urkundlich. Um 1160 ziehen die Julbacher endgültig in das Donautal und nennen sich nur noch von Schaunberg, oder Stauff. Ihre Besitzungen in Bayern behalten sie jedoch noch bis 1383. Wie die Schaunberger zu ihrem Besitz im Donautal gekommen sind, ist nicht endgültig geklärt. Sicher ist jedoch, daß die Formbacher dort bereits begütert waren. Es dürften aber auch viele Güter im Aschacher Raum, unter anderem durch die Heirat mit Benedikta, in ihre Hände gekommen sein, sowie später durch Erbschaften der Formbacher. Mit dem Geschlecht der Formbacher waren die Schaunberger eng Verwandt, leider ist darüber nichts Genaueres bekannt. Heinrich und Gebhard sind die ersten ihres Geschlechtes die im Eferdinger Raum auftreten. Sie erbauten die Burgen Stauff[4] und Schaunberg[5], zum Schutz ihrer dortigen Besitztümer und Lehen. Diese Lehen erhielten sie von den Bamberger und Passauer Bischof.

Doch überspringen wir nun einige Generationen und kommen in das vierzehnte Jahrhundert und somit zu Ulrichs Eltern. In den vorhergehenden zweihundert Jahren ist es den Schaunbergern gelungen durch umsichtige Politik und Ehen ihren Besitz zu mehren und ihre Macht auszubauen. Eben dieser Heinrich V erfreute sich hervorragender Beziehungen zum österreichischen Herzog und zum Kaiser. Er kämpfte zusammen mit Wernhard VI[6] auf österreichischer Seite in der Schlacht von Gammelsdorf.  Wernhard wurde hierbei gefangengenommen[7]. Als erster Schaunberger, wird ab 1314 Heinrich III[8] als Graf betitelt. Eine Urkunde zum Grafentitel existiert leider nicht. Sicher aber steht die Erhebung in den Grafenstand in Zusammenhang mit der Schlacht von Gammelsdorf und ihrer Verdienste dabei. Leider werden die Julbacher und frühen Schaunberger immer wieder als Grafen betitelt, dies entspricht aber nicht der historischen Wahrheit.

Ulrich I von Schaunberg wurde wahrscheinlich auf der Burg Schaunberg bei Eferding, als viertes Kind des Grafen Heinrich V und Anna von Truhendingen um das Jahr 1330[9] geboren. Sie benannten ihren Sohn nach seinem Großvater mütterlicherseits Ulrich. Die Ehe seiner Eltern wurde am 4.1.1321 geschlossen. Ulrichs genaues Geburtsdatum ist uns leider nicht überliefert, doch läßt sich sein ungefähres Geburtsjahr durch eine Urkunde seines Vaters Heinrich, aus dem Jahr 1337[10] ermitteln, in der Heinrich alle seine Kinder aufzählt, die bis dahin geboren wurden, mit Ausnahme seiner Töchter. Seine älteren Geschwister hießen dem Alter nach Agnes[11], Chunrad III und Dorothea[12]. Die jüngeren Geschwister sind der Reihe nach Heinrich VII, Rudolf II, Imagina[13] und Elisabeth[14]. Im Jahre 1337 starb Ulrichs Mutter Anna. Heinrich V heiratete hierauf ein weiteres Mal, am 24.1.1338 ehelichte er seine zweite Frau, Elisabeth von Ochsenstein. Auch diese Ehe war sehr kinderreich. Ulrichs Stiefgeschwister hießen der Reihe nach Wilhelm I, Rudolf I, Johann I und Katarina[15]. Die Kinder aus zweiter Ehe schienen von allen Erbansprüchen ausgeschlossen worden zu sein, sie erscheinen in keinen Urkunden mehr. Es ist durchaus möglich und von manchen Historikern[16] wird auch diese Meinung vertreten, daß es sich bei Ulrich um den erstgeborenen Sohn handelte. Einen Hinweis darauf kann man im Lebenslauf des Chunrad III finden. Chunrad III von Schaunberg trat als Probst von Ardagger in den geistlichen Stand und das ist mehr als außergewöhnlich, daß der Erstgeborene ein Geistlicher wird. Leider wird sich dieser Umstand nicht mehr klären lassen wer nun von beiden, Ulrich oder Chunrad, der Ältere ist, denn von keinem ist ein  Geburtsdatum überliefert.

Ebenso gibt es nur spärliche Aufzeichnungen über die frühe Kindheit des Ulrich von Schaunberg. Es darf aber angenommen werden, daß Ulrich seine ersten Jahre auf Burg Schaunberg verbrachte. In jungen Jahren wird Ulrich den elterlichen Haushalt verlassen haben, um an den Hof des österreichischen Herzogs nach Wien zu kommen, so wie es in hochadeligen Geschlechtern in jenen Jahren durchaus üblich war. An jenem Hof war bereits sein Oheim Graf Friedrich I und sein Vetter Chunrad I im engeren Gefolge des Herzogs Albrecht II anzutreffen.

Seine Jugendzeit verbrachte Ulrich dort mit dem jungen Rudolf IV[17], vermutlich ab 1343. Er könnte dort auch seine schulische Ausbildung erhalten haben. Da seit dem Jahre 1272 auf der Burg Schaunberg Hauslehrer belegbar sind, so wäre es auch möglich, daß Ulrich hier auf Schaunberg seine Ausbildung erhielt, bzw. einen Teil davon. Als sein Erzieher käme somit ein Lehrer auf Burg Schaunberg in frage. Von Zeitgenossen wurde ihm eine, für seine Zeit, sehr hohe Bildung und außerdem ein wacher Geist zugestanden. Es gibt die Legende, das Ulrich der Erzieher[18] des Rudolf gewesen sein soll. Das kann schon aus der Tatsache heraus nicht stimmen, denn Ulrich ist nur neun Jahre älter als Rudolf. Welcher Herzog würde schon seinen Erben von einem Knaben erziehen lassen. Als Erzieher der Beiden dürften wohl eher Chunrad I von Schaunberg und der Graf von Pfannberg in Frage kommen. Dieser Chunrad lebte die meiste Zeit in Wien oder hielt sich in Ort auf. Er starb im Jahre 1353 und ist im Minoriten Kloster zu Wien begraben. Erstmals urkundlich erwähnt wird Ulrich 25.6.1337[19] in einer Urkunde seines Vaters Heinrich. Das erste selbständige Auftreten des Ulrich von Schaunberg ist am 7.3.1355[20] in einer Urkunde, die in Wien ausgestellt wurde, zu finden. In dieser Urkunde verpflichtete sich Ulrich mit all seinen Festen[21] dem Herzog Albrecht II von Österreich. Albrecht II und später Rudolf IV wie Albrecht III bezeichneten Ulrich stets als „lieb Oheim“ oder Consanguineus.

Noch ein paar Worte zu einer anderen Legende über Ulrich von Schaunberg, der angeblich ketzerischen Lehren verfallen gewesen ist. Diese Legenden gehen wie auch andere auf den Mattseer Annalisten Dekan Christian Gold zurück[22]. Von diesem Herrn sind auch einige Zitate von Ulrich überliefert, die aber getrost dem Reich der Legenden zugeordnet werden dürfen. Ulrich soll den Lehren eines Heinrich Suso angehangen haben[23]. Auf den Inhalt dieser Lehren möchte ich hier nicht weiter eingehen, nur so viel, sie waren selbst für das damalige Verständnis nicht ketzerisch. Ulrich wurde zwar bereits in jungen Jahren am 17.8.1347[24] mit dem Kirchenbann belegt, dies betraf aber alle Schaunberger. Es handelte sich dabei um einen Streit zwischen dem Kapitel zu Freising und dem Papst. Das Kapitel wählte den Probst Luithold II von Schaunberg zum Bischof. Der Papst wollte aber Chunrat von Klingenberg, auf diesem Stuhl. Dies hatte den Grund, der Papst konnte keinen Gefolgsmann und ehemaligen Kanzler von Kaiser Ludwig dem Bayern, als Bischof dulden. In diesen Streit wurden vom Papst mehrere Bischöfe eingeschaltet. Doch das sei hier nur nebenbei erwähnt, es hat mit Ulrich nur am Rande zu tun.

Nach den Urkunden die mir vorliegen, dürfte Wien auch Ulrichs bevorzugter Aufenthaltsort gewesen sein. Am 25.7.1355[25] befand er sich zusammen mit seinem Bruder Heinrich VII auf dem Reichstag in Regensburg, um sich dort vom neuen Kaiser Karl IV die Reichslehnensbriefe bestätigen zu lassen. Diese Handlung zeigt die Stellung der Schaunberger im Reich. Die Grafen sind reichsunmittelbar und erhalten ihre Lehen direkt vom Kaiser. Ein Umstand der später zur Schaunberger Fehde führen wird, in deren Folge sich die Schaunberger dem österreichischen Herzog unterwerfen müssen. Die Bestätigung der Briefe geschieht zum einen für seinen Vater und zum anderen für ihn, Ulrich selbst, als seinen Erben. Alle anderen älteren Schaunberger scheinen sich nicht sehr an den Geschäften der Herrschaft beteiligt zu haben. Es stellt sich so dar, daß Ulrich und Heinrich die Geschicke bereits 1355 nach ihren Willen gestaltet haben. Den Rest des Jahres 1355 wird Ulrich wieder am  Hofe des Herzogs in Wien verbracht haben. Herzog Albrecht II belehnte ihn für seine Dienste mit der Vogtei über das Kloster Lilienfeld.[26] Der Herzog schenkte ihm auch ein Haus in Wien[27], zu dem er noch ein daran angrenzendes Haus von seiner Muhme, kaufte. Nach dem Winter 1355/56 hat sich Ulrich zur Burg Schaunberg begeben, wo er, in einer Urkunde zufolge am 24.4.1356[28] erscheint. Ulrich erteilt zusammen mit seinem Bruder Heinrich dem Konvent von Niederalteich Mautfreiheit. Ulrich von Schaunberg dürfte sich bis Ende des Jahres 1356 in seiner Heimat Schaunberg bewegt haben. Den Sommer 1357 schloß er sich wieder dem herzoglichen Hof zu Wien an. Mit beginnendem Herbst brach Ulrich wieder zur Burg Schaunberg auf. Dieses mal dürfte er sich länger auf Schaunberg aufgehalten haben. Er erscheint in mehreren Urkunden vom 1.9.1357 bis zum 15.5.1358 als Aussteller oder Zeuge, die alle auf Burg Schaunberg ausgestellt worden sind. In einer dieser Urkunden wird von Wernhard, Friedrich, Ulrich und Heinrich von Schaunberg mit dem Ulrich von Abensberg ein Bündnis auf fünf Jahre[29]geschlossen. Am 27.10.1358[30] stellt der Bamberger Bischof Leuthold eine Lehensurkunde für Ulrich und Heinrich aus, auf alle Lehen die der Graf Friedrich von Schauberg inne hatte. In diesem Zeitraum hatte Ulrich auch seine Braut Elisabeth von Nürnberg Hohenzollern, die Tochter des Burggrafen von Nürnberg, kennengelernt. Das genaue Datum der Eheschließung ist leider nicht bekannt. Der Ehevertrag wurde, jedenfalls am 9.2.1359[31] geschlossen. Ulrich gelobt darin in Jahresfrist Elisabeth zu heiraten. Elisabeth erhält als Morgengabe die Herrschaft Julbach, die aber, falls die Ehe kinderlos bliebe, an die Schaunberger zurück fällt. Graf Ulrich hat die Ehe anscheinend kurz darauf, auf Burg Schaunberg geschlossen, da er sich 5.7.1359 schon wieder in Wien aufhielt. Die Ehe Ulrichs ist leider kinderlos geblieben. Ein Kind scheint Elisabeth aber geboren zu haben, denn vom Mattseer Annalist wird eine Mißgeburt mit vier Füßen und einem Hundskopf erwähnt. Das die Ehe eine Fehlgeburt hervorgebracht hatte, ist durchaus möglich. Dies sei seine gerechte Strafe für seine, Ulrichs, Ketzerei und Drangsale, gegen die Kirche, so wettert der Annalist. Den Winter 1359/1360 hatte er im Gefolge des Herzogs verbracht. Im Frühjahr des Jahres 1360 machte er sich wieder auf den Weg in seine Heimat wo er am 20.4.1360 auf Schaunberg sein Testament verfaßt. Dies geschah vielleicht schon in Voraussicht auf die folgenden Ereignisse. Nur einen Monat später erschien er schon wieder in Wien. Dort bereitete er vermutlich schon den Kriegszug gegen den Patriarchen von Aquileia Ludwig vor. In diese Streitigkeiten, zwischen dem Herzog und Ludwig, war auch der Bischof Leopold von Bamberg verstrickt. Mit dem Patriarchen kam es im laufe des Jahres 1361 bereits bei Portenau und Grado zu einzelnen Gefechten. Ulrich stellt am 17.7.1361 dem Herzog Rudolf von Österreich eine ansehnliche Streitmacht von 100 Helmen und 100 Schützen zur Verfügung. Vermutlich um diese Streitmacht zu finanzieren verkaufen Ulrich und Heinrich die Güter ihrer Mutter an den Grafen von Öttingen. Im Einzelnen sind das die Burgen Hohentruhendingen, Spielberg und Weitlingen[32]. Graf Ulrich selbst war aktiv an den Kriegszug beteiligt, er erhielt dafür 4400 Pfund Wiener Pfennige als Entschädigung. Am 13.8.1361 begann der Feldzug. Unter dem Hauptmann von Kärnten zogen 800 Mann in das Gebiet von Friaul. Diese verwüsteten das Land mit Raub und Brand. Bereits am 20.August folgte die Hauptmacht unter den Herzögen Rudolf und Friedrich von Österreich. Die 4000 Reiter der Hauptmacht eroberten mehrere Ortschaften und lagerten dann vor Udine. Der Feldzug endete am 15.Setember 1361 mit einem vorläufigen Friedensschluß. Rudolf bezeichnet Ulrich mittlerweile als Kämmerer.[33] Der Patriarch mußte sich der Übermacht beugen. Herzog Rudolf reiste nach Venedig und weiter über Görz nach Enns. Ulrich und sein Bruder Heinrich dürften den Herzog dabei begleitet haben. In Görz vermittelte Rudolf die Heirat des Grafen Heinrich VII von Schaunberg, Ulrichs Bruder mit der Gräfin Ursula von Görz, die Heinrich kurz darauf auch heiratete. Der Endgültige Frieden mit dem Patriarchen wurde in Wien diktiert und am 20.4.1362 besiegelt. Mit dem Tode seines letzten Onkels, des Grafen Wernhard VIII im Oktober des Jahres 1361, stieg Ulrich von Schaunberg zum regierenden Grafen auf und zum erstem male, in der Geschichte der Schaunberger vereinigte er alle Besitzungen in einer Hand. Ulrich hatte sich für diesen Fall bereits am 28.11.1361 durch einen Lehensbrief des Bischof Friedrich von Regensburg abgesichert. Der Bischof übergab alle Lehen seiner Kirche nach dem Tode Wernhards an Ulrich und Heinrich[34].  Mit dem Tode des Bischofs Gottfried von Passau am 15.9.1362, entbrannte ein Streit um die Gerichte Kessla und Eferding. Das Kapitel von Passau stellte hierbei wegen eines Satzes des verstorbenen Bischofs auf eben diesen Gerichten Ansprüche gegenüber den Grafen Ulrich und Heinrich von Schaunberg. Während der Auseinandersetzung war es auch zu bewaffneten Konfrontationen der Parteien gekommen. Ulrich nahm mehrere Geistliche gefangen. Eberhard von Wallsee wurde als Schiedsmann eingesetzt, er beendete die Fehde. Sein Spruch fiel zu Gunsten der Schaunberger aus. Die Gefangenen wurden freigelassen, doch der Ausgleich der gegenseitigen Schäden sollte erst mit dem neuen Bischof erfolgen. Bis zum 24.3.1363 war dies aber immer noch nicht erfolgt. Im Juli des Jahres 1362 siegelt Ulrich zusammen mit dem Herzog Rudolf IV, am 27.; 28.; 30.7., mittlerweile zum Rat und Kämmerer[35] am herzoglichen Hofe aufgestiegen, in Passau und am 13.12. in Preßburg. Rudolf schloß dort Bündnisse, mit Ludwig dem König von Ungarn und Kasimir König von Polen, gegen Kaiser Karl IV. Er versuchte damit seine Position im Kampf um Tirol zu stärken. Nicht nur die bayerischen Herzöge sondern auch der Kaiser wollten sich Tirol einverleiben. Doch noch mal ein Blick zurück ins Jahr 1361, zum sogenannten Weitraer Revers. Diese Urkunde stellt einen tiefen Einschnitt in die Rechte der Schaunberger dar. Am 16.Juni 1361 stellten Ulrich, Heinrich und Wernhard ein Treuerevers dem Herzog von Österreich aus, sie gaben also ihre Stellung als Reichsunmittelbare Grafen auf. An dieser Urkunde gibt es leider einige Dinge die an der Echtheit zweifeln lassen. Dieser Revers stimmt stilistisch mit keiner anderen Schaunberger Urkunde überein. Es besteht die Möglichkeit, daß es sich hierbei um eine  Fälschung der Habsburger handelt. Die Historiker Stowasser und Stülz sind sich darin einig. Im Gegensatz zu allen schaunberger Urkunden ist diese ungewöhnlich lang und weitschweifig. Ebenso ist die Sprache sehr außergewöhnlich. Sie soll den Eindruck erwecken, als sei sie von einem nicht deutschen Schreiber verfaßt worden. Weitra liegt im Herzogtum Österreich, aber am Rande des deutschen Sprachraumes, am Übergang zur tschechisch bzw. slowakischen Sprache. Das eigenartige Deutsch, kann man zwar daraus erklären, die Schaunberger führten sicher keinen eigenen Schreiber mit. Sie konnten sich aber vielmehr, von ihrer Verwandtschaft den Rosenbergern, einen Schreiber ausleihen, der die Urkunde in ihren Stil ausgefertigt hätte. Strnadt vermutet einen Görzer Notarius tschechischer oder slowenischer Herkunft, als Verfasser der Urkunde.

Die Aufzählung der Grafen Ulrich, Heinrich und Wernhard ist ein weiters Indiz für eine Fälschung. Ulrich und Heinrich hatten sich in dieser Zeit beim Herzog aufgehalten, sie bereiteten den Krieg gegen Aquileia vor. Wernhard der VIII war schon im hohen Alter. Er dürfte wohl kaum die Reise mach Weitra auf sich genommen haben und erscheint auch nur noch selten in Urkunden. Auch verschiedene Inhalte des Revers sind merkwürdig. So die Erwähnung ihrer lieben, getreuen Untertanen. So etwas taucht in keiner Urkunde der Schaunberger auf. Noch am 17.7.1361[36] nennt Rudolf Ulrich und Heinrich „die edlen und hochgebaren unser lieb Oheim Grafen zu Schaunberg“, die aber einen Tag vorher seine Untertanen geworden waren. Weitere Indizien sind die Verwendung von Ortsnamen, Namen von Gerichten, die 1361 noch nicht existierten oder andere Namen trugen. Wann diese Fälschung zustande  kam, kann nur vermutet werden, dürfte aber um 1376 erfolgt sein. Als Grundlage dieser Revers-Fälschung dürfte ein Bündnis in der Form, wie es gegen den Patriarchen von Aquileia  geschlossen wurde, gedient haben. Die Habsburger fälschten zu ihren Gunsten noch weitere, die Schaunberger betreffende Urkunden. So eine Belehungsurkunde des Bischofs von Regensburg vom 19.5.1363, die zu Händen der Herzöge geht. Die Nächste vom 11.1.1362, betreffend die Heimsteuer der Ursula von Görz, Heinrichs Gemahlin, und deren Verzichtsbrief vom 16.1.1362. Wenn man dem Historiker Stohwasser glaubt, so stammen all diese Urkunden vom selben Schreiber in der herzoglichen Kanzlei[37].

Auf der Rückreise von Preßburg, schien das herzogliche Gefolge auf Burg Schaunberg eine Zwischenstation eingelegt zu haben. Ulrich selbst blieb dort bis Mitte Mai 1363 um dann wieder nach Wien zu reisen. Zwischenzeitlich haben die Wittelsbacher bereits begonnen zum Krieg um Tirol rüsten. Kurze Zeit drauf befinden sich die bayerischen Herzöge Albrecht und Stephan mit dem österreichischen Herzog Rudolf im Krieg. Dieser Krieg wurde hauptsächlich auf zwei Schauplätzen ausgetragen, doch für diese Arbeit ist nur das untere Inntal zu betrachten. Doch am 15.6.1363 hielt sich der Herzog und so auch Ulrich, noch in St.Pölten und kurz darauf in Enns auf. Die Schaunberger führten im Verlauf dieses Krieges mehrere Raubzüge im Inntal durch. In der Gegend von Altötting kam es am 23.11.1363 zu einem weiteren Gefecht, zwischen den Bayern und Österreichern, dabei wurden 70 adelige Österreicher gefangen genommen. Die Österreicher wurden hierbei vom Ulrich von Schaunberg angeführt. Rudolf entließ sein Heer am 10.12.1363. Doch im Mai des Jahres 1364 begannen die Kämpfe erneut. In den Wirren des Krieges zwischen Bayern und Österreich von Mai bis September 1364 ist Ulrich sehr stark aktiv eingebunden gewesen, er befehligte zusammen mit Eberhard von Wallsee, die österreichischen und salzburgischen Truppen, hier im Inntal, so wie bereits 1363. Belegt ist sein Aufenthalt in Schärding, während der Belagerung durch Herzog Albrecht von Bayern-Straubing. Zeitgleich wurde durch Herzog Stephan das salzburgsche Mühldorf belagert. Ulrich von Schaunberg verteidigte mit seiner Truppe und den Bürgern tapfer die Stadt, und baute sogar die Befestigungen weiter aus. Während der Kämpfe gerieten viele Bayern in Gefangenschaft. Von den Schaunbergern war ebenso Obernberg besetzt. Am 26.Juni.1364 zogen 300 Schaunberger und Wallseer aus Neuhaus und Obernberg, darunter 80 schwer gepanzerte Reiter gegen Vilshofen und verwüsteten das Land, ob dabei Ulrich persönlich dabei war ist nicht sicher. Es kam hierbei zu einem Gefecht mit den Ortenburgern, die vom Ritter Schweiker II von Tuschel angeführt wurden. Der Krieg wütete noch bis zum 24.September im Inntal weiter. Ulrich kehrte kurzzeitig zur Schaunberg zurück und siegelt dort bis Juli 1364. Im August zog Ulrich mit dem Herzog Rudolf nach Ried belagerten und zerstörten den Markt sowie die Burg. In Ried siegeln Rudolf und Ulrich am 28.8.1364 eine Urkunde[38].Es handelt sich dabei um einen Freiheitsbrief für Schärding mit Verleihung der Stadtrechte. Ulrich von Schaunberg kehrt erst wieder mit dem Frühjahr 1365 nach Schaunberg zurück. Mit dem Tod von Herzog Rudolf IV am 25.7.1365 begann Ulrich seine Befestigungen auszubauen. Er  konzentrierte sich dabei vor allem auf  Schaunberg, Stauff, Peuerbach  und Eferding. Herzog Albrecht III von Österreich, erhob keinerlei Beschwerde dagegen. Am 4.November 1366 erschien Ulrich wieder in Wien urkundlich. Im März des Jahres 1367 brach der Aufstand der Passauer Bürger gegen den Bischof Albrecht von Passau los. Die österreichischen Herzöge Albrecht und Leopold unterstützten den Bischof dabei militärisch. Ulrich von Schaunberg dürfte auch dabei beteiligt gewesen sein, wenn das auch nur indirekt belegbar ist. Es kam um den 29.9.1367 zur Entscheidungsschlacht, die den Aufstand beendete. Sicher aber ist, daß Ulrich am 17.12.1367 zusammen mit Eberhard von Wallsee, als Schiedsmann durch den Herzog eingesetzt wurde[39]. Er dürfte sich zur Vermittlung in Passau oder Umgebung aufgehalten haben. Durch den Aufstand geriet der Bischof in Geldnot. Diese Gelegenheit nutzten die Brüder Ulrich und Heinrich, sie kauften am 4.11.1367 um 4000 Pfund Wiener Pfennige Eferding vom passauer Bischof[40].

Zusammenfassend kann man durchaus feststellen, daß sich Ulrich von Schaunberg fast immer eine Hälfte des Jahres in Schaunberg und die andere Hälfte in Wien, am herzoglichen Hof aufhielt. Zu diesem gehörte er unter Albrecht III ab dem 14.3.1368 als Rat[41] und als Landeshauptmann ab dem 10.1.1369. Ulrich dürfte nicht entgangen sein, daß dies eventuell nicht ohne Hintergedanken durch den Herzog geschah. Er sicherte sich hierauf durch ein Bündnis mit den Herzögen von Bayern Stephan und seinen Söhnen Stephan und Friedrich ab[42]. Graf Ulrich hatte in diesen Ämtern einige Reisen im diplomatischen Auftrag der Herzöge Albrecht II, Rudolf IV und Albrecht III geführt. So z.B. im Jahre 1369, er ist aber auch in eigener Sache unterwegs, wie nach Regensburg zum Reichstag des Kaisers Karl IV, sowie viele Andere, auch zum Teil militärische Aufgaben. Mit dem Ende des Jahre 1369 nimmt die Reisetätigkeit rapide ab, soweit man das aus den Urkunden die mir zur Verfügung stehen erkennen kann. Ulrich war am 17.9.1369 zum letzten Mal in Wien. Das könnte die letzte Mission am Hofe es Herzogs Albrecht III von Österreich gewesen sein. Es kann dies zwei Ursachen haben. Die eine und wahrscheinlichere ist, daß sich das Verhältnis zum Herzog abgekühlt hatte und sich bereits der kalte Krieg um das Schaunbegerland abzeichnete. Graf Ulrich war bemüht, um Bündnisse mit dem bayerischen Herzog und dem Kaiser, gegen den österreichischen Herzog, speziell Leopold, zu schließen. In diesem Zusammenhang war am 22.7.1371 auch Herzog Leopold von Österreich zu Gast bei Ulrich, auf Burg Kammer[43]. Am 26.8.1370 hatte Ulrich sich mit dem bayerischen Herzog Stephan und seinen Söhnen Stephan und Friedrich, gegen jedermann.[44], verbündet. Im Mai 1371 hielt sich der bayerische Herzog Stephan auf seiner Burg Schaunberg auf[45]. Die weiteren Urkunden beziehen sich auf Vermögensangelegenheiten und Treueerklärungen seiner Vasallen. Zu den wichtigsten Vasallen der Schaunberger gehören, unter anderen die Zeller, Schiffer, Enenkel, Strahner, Anhanger, Geltinger, Weidenholzer, Aistersheimer, Innerseer, Gruber, Furter, Lichtenwinkler und Kirchberger[46]. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollzählig, eine umfangreiche Liste hat Jodok Stülz hierüber erstellt[47]. Doch wieder zurück zu Ulrich Ein weiterer Grund für seine spärliche Reisetätigkeit, ab September 1369, könnte auch seine möglicherweise bereits angeschlagene Gesundheit gewesen sein. Stülz erwähnt dies in seinen Abhandlungen. Ulrich schien zu Lebzeiten immer unter einer etwas schwächlichen Konstitution gelitten zu haben. Seine letzten Jahre verbrachte Ulrich Graf von Schaunberg auf seinen Besitzungen. Ulrich von Schaunberg verschied am 6.März.1373 auf Burg Schaunberg, im Besein mehrer Geistlicher ohne Beichte und Eucharistie. Er erreichte ein Alter von 43 Jahren, wenn man 1330 als Geburtsjahr annimmt. Ulrich trat seine letzte Reise an und wurde vor dem St.Bernhards Altar, in der Klosterkirche Wilhering bestattet.

Zum Schluß, noch ein kurzer Überblick über die Besitzungen der Schaunberger zur Zeit des Ulrich von Schaunberg. Sie herrschten über große Gebiete in Oberösterreich und Bayern. Wie bereits angedeutet wurden die Schaunberger direkt durch den Kaiser belehnt. Dies belegen die beiden Reichslehenbriefe von Kaiser Ludwig aus dem Jahre 1331, sowie die Bestätigung derselben durch Karl IV 1355. Wobei es sich bei dem zweiten Lehensbrief von 1331 um eine Fälschung durch Heinrich VII handeln könnte[48]. Dieser Zweite ist wesentlich umfangreicher und dürfte eine etwas ausgeschmückte Version des ersten Briefes sein. Andere Lehen erhielten sie von Bischöfen von Passau und Bamberg. Ulrich und Heinrich ließen im Jahre 1371 ein großes Urbarbuch der Grafen von Schaunberg anfertigen. Diese Handschrift umfaßt einige hundert Seiten. Verfaßt wurde sie in der Kanzlei auf Burg Schaunberg und präsentiert sich sehr aufwendig. Darin sind ca. 1900 einzelne Wirtschaftseinheiten angeführt. Die sich in die Ämter Ranzing, Peuerbach, Kammer, Neuhaus, Erlach und Julbach aufteilen. Die wichtigsten darin sind, Schaunberg, Stauff, Eferding, Neuhaus, Peuerbach, Aschach, Vichtenstein, Kammer, Attersee, Frankenburg, Haibach, Ober- und Nieder Wesen, Weidenholz, Erlach, Riedeck, Mistelbach, Wildeneck, Bruck/A, sowie Güter in Franken und Bayern. In ihrem Besitz befand sich auch Schärding (1363/64), Rannariedel und Velden. Die Schaunberger übten über die Klöster Suben, Hartkirchen, Lilienfeld, Michaelnbeuren die Vogtei aus. Auch die Landgerichte Schaunberg (Aschacherwinkel), Peuerbach, Erlach, Donautal und Starhemberg, gehörten zum ihrem Besitzungen. Diese Gerichte waren zum Teil vom Bamberger oder Passauer Bischof zu Lehen. Alle Güter, Besitzungen, Vogteien, Gerichte, Mauten und Burgen hier aufzuzählen, würde diesen Rahmen sprengen. Einen Eindruck vom Herrschaftsraum der Schaunberger soll die Karte geben. Sie zeigt die Situation von 1371, ohne die Güter in Franken.

 

Literaturverzeichnis:

Autor                                    Titel

Aschauer Josef                   Geschichte der Grafen von Schaunberg

Baum Wilhelm                    Margarete Maultasch

Eberhard Alexander            Geschichte der Stadt Passau

Hageneder Otmar               Beiträge zur Geschichte der Herrschaft Schaunberg

Haider Siegfried                  Ausstellungskatalog „Die Schaunberger in Oberösterreich“ Eferding 1978

Hoffmann Alfred                  MOÖL Band 3 „zur Geschichte der schaunbergischen Reichslehen“

Hubensteiner Benno           Ostbayerische  Grenzmarken

Lamprecht Johann              Schärding am Inn

Marghot Gerhardt               Studien zur Entstehung des Ritterstandes im Land ob der Enns

Meindl Konrad                    Geschichte der Stadt Ried

Müller Helmut                     Die Herren und Grafen von Schaunberg

Pilwein Benedikt                 Hausruckviertel

Siebmacher                        Wappenbuch Teil 1 Seite 322ff

Strnadt Julius                      Peuerbach

Stülz Jodok                         Die Herren und Grafen von Schaunberg

Stülz Jodok                         Über den Grafen Ulrich von Schaunberg

Weber Karl                          Chronik Gammelsdorf


Alle mit „Stülz Urkunde Nr.“ bezeichneten Urkunden beziehen sich auf das Buch „Die Herren und Grafen von Schaunberg“ von Stülz Jodok. In diesem Buch befindet sich ein Regest der Schaunbergerurkunden, dessen Nummerierung von mir verwendet wurde.

 

[1] Stülz Urkunde Nr. 15

[2] 1504 von Ruprecht von der Pfalz zerstört

[3] Stülz Urkunde Nr. 28

[4] Zwischen 1147 und 1150 erbaut

[5] Zwischen 1150-1160 erbaut

[6] Um welchen Wernhard es sich hierbei handelt konnte ich nicht sicher feststellen, es könnte auch der III sein

[7] Stülz Urkunde Nr. 303

[8] In anderen Quellen 1312,1314 bzw. 1316

[9] Stülz „Über den Grafen Ulrich von Schaunberg“, er schreibt 1325-1330, wobei ich 1330 für richtig halte

[10] Stülz Urkunde Nr. 383

[11] Heiratet noch vor 1337 Heinrich von Hohenberg

[12] Heiratet Hadmar von Laber

[13] Heiratet Ludwig von Öttingen

[14] Nach Stammbaum von Christine Fleck Ausstellungskatalog

[15] Nach Stammbaum von Christine Fleck Ausstellungskatalog

[16] Aschauer, Stülz

[17] Geboren 2.November 1339

[18] Stülz „Über den Grafen Ulrich von Schaunberg“

[19] Stülz Urkunde Nr. 383

[20] Stülz Urkunde Nr. 458

[21] Schaunberg, Stauff, Erlach, Mistelbach

[22] Annales Matseenses, Geschichte des Stifts Mattsee

[23] Stülz „Über den Grafen Ulrich von Schaunberg“

[24] Stülz Urkunde Nr. 434

[25] Stülz Urkunde Nr. 459

[26] Stülz Urkunde Nr. 463

[27] Stülz Urkunde Nr. 462

[28] Stülz Urkunde Nr. 463b

[29] Stülz Urkunde Nr. 472

[30] Stülz Urkunde Nr. 475

[31] Stülz Urkunde Nr. 476

[32] Stülz Urkunde Nr. 513

[33] Stülz Urkunde Nr. 493

[34] Stülz Urkunde Nr. 492

[35] Stülz Urkunde Nr. 551

[36] Stülz Urkunde Nr. 490a

[37] Genaueres ist Hageneder Otmar „Beiträge zur Geschichte der Herrschaft Schaunberg“ Seite 126ff nachzulesen

[38] Stülz Urkunde Nr. 523 und 524

[39] Hubensteiner Benno „Ostbayerische Grenzmarken 1971“ Seite 116

[40] Stülz Urkunde Nr. 550

[41] Stülz Urkunde Nr. 551 es gibt auch die Datumsangabe 10.3 oder 24.3.

[42] Stülz Urkunde Nr. 569 und 572

[43] Stülz Urkunde Nr. 576

[44] Stülz Urkunde Nr. 569

[45] Stülz Urkunde Nr. 575

[46] Empfehlenswert hierzu Marghot Gerhardt „Entstehung des Ritterstandes“

[47] Stülz Jodok „Die Herren und Grafen von Schaunberg“

[48] Empfehlenswert hierzu Hoffmann Alfred „zur Geschichte der schaunbergischen Reichslehen“