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Die Volkssage über dir Burg Julbach
Leopoldseder und Schäfler
Zur Zeit der Kreuzzüge lebte
auf der Burg zu julbach ein Graf mit Gemahlin und einem etwa
fünfjährigen Söhnchen. Innige Liebe verband die drei und reines Glück
wohnte auf der Burg. Da rief der Kaiser zu einem Kreuzzuge. Auch der
Graf von Julbach macht sich bereit, ins Heilige Land zu Ziehen. Er
übergab seinem Bruder Familie und Burg, daß er sie behüte in der Zeit
seiner Abwesenheit. Dann nahm er Abschied von Weib und Kind und fuhr mit
den Kreuzfahrern die Donau abwärts. Drei Jahre vergingen. Ein kleiner
Rest der ausgezogenen Kreuzfahrer kehrte zwar in die Heimat zurück, aber
keiner konnte Kunde bringen von Grafen von Julbach. Da war das Glück,
das einst mit jedem Morgenneu erwachte, gestorben auf der Burg und in
Trauer verlebten Mutter und Kind die schweren Tage. Zur Sorge um en
Gemahl kam bei der Gräfin die Sorge über das Benehmen ihres Schwagers,
des Schloßvogtes. Dieser versucht immer lebhafter um ihre Hand zu werben
und sie zu einer Heirat mit ihm zu überreden. Als der Zudringliche immer
rücksichtsloser um sie warb, sagte ihm die Gräfin, daß nie ein anderer
Herr der Burg zu Julbach werde, als ihr heranwachsender Sohn.
Einers abends kamen in das
Dorf fahrende Sänger und im Dorfwirtshaus am Fuße des Berges drehte sich
bald junges Volk nach den heißen Weisen der braunen Geiger im Tanze. Am
anderen Morgen war das Grafensöhnchen verschwunden. Vergebens sucht man
Fischweihern im Tal und in den ausgedehnten Wälder nach spuren seines
Verbleibens. Die Mutter weint und bettet, aber das Kind blieb
verschwunden.
Der Vogt dünkte sich bald
immer mehr als Herr der Burg und seiner Werbungsversuche bei der Gräfin
wurde wieder zudringlicher. Jahre vergingen. Da wurde im Kloster in
Ranshofen, am jenseitigen Innufer, ein frohes Fest gefeiert. Der gesamte
Adel der Umgebung war gekommen. Unter den Gästen befand sich die Gräfin
von Julbach in Begleitung des Schloßvogtes. Als es Abend wurde,
begehrten am Kloster zwei Wanderer Einlaß, die sich erboten, den Gästen
ihre Lieder zu singen. Sie wurden eingelassen und ein alter Mann und ein
Jüngling traten in den Saal. Betroffen schaute der Schloßvogt von
Julbach auf die beiden und einen Wunsch der Gräfin, bald heimzukehren,
benützte er, die Gesellschaft sofort zu verlassen. Durch einen Diener
ließ er de Sänger auf die Burg zu Julbach bitt, wo sieh ihm ihre Lieder
singen sollten.
Am nächsten Tag kamen die
Sänger auf die Burg. Der weite Weg hatte den Alten müde gemacht und der
Vogt lud ihn ein, sich in der Gesindestube zu stärken. Er wolle dem
Jungen dabei die Burg zeigen. Mit unbekümmerter Neugier folgte der
Jüngling dem Vogt. Zum Schlusse der Besichtigung stiegen beide eine
kleine Stiege zum Schloßturm hinauf, Dort sollt sich eine herrlich Schau
über da Inntal bieten, Schon stand der junge Sänger auf der Schwelle zur
Turmstube, als der Vogt mit der Hand über seine Schulter nach einer
Stelle an der Wand griff, Da öffnete sich der Boden und ein grausiger
Schlund gähnte aus der Tiefe. Eine Hand riß den Jüngling zurück und ein
andere packte den Vogt und stieß ihn in den Schlund, Mit einem schrei
verschwand der Unhold in der Tiefe! Der Alte. Voll schlimmen,
verdachtes gegen dem schurkischen Vogt, war dem beiden auf dem Gange
zum Turme gefolgt und zur rechten Zeit hatte er durch seine
Entschlossenheit den Jüngling gerettet und den Bösewicht gerichtet. Auf
den Schrei des Vogtes war die Gräfin herbeigeeilt und erschrak, als sie
die fremden Männer im Turme sah. Aber der Alte nahm da Wort und sagte:
„Fürchte dich nicht, ich bin jener Fremdling, der im Auftrage des
Unholds, der eben in der Tiefe seine schwarze Seele aushaucht, dir den
Sohn geraubt. Vor dem Morde an dem armen Kinde sträubte sich meine
einfache Seele. Ich lehrte ihn meine Lieder und zog mit ihm durch die
Welt. Als der Knabe herangewachsen war, haben mich seine Fragen nach
Vater und Mutter in die Gegend getrieben. Ich wollte gut mache, was ich
die getan. Hier hast du dein Kind wieder, der Jüngling hier ist
es! Mutter und Sohn stürmten sich in die Arme und weinten dann Tränen
der Wiedersehensfreude! Nun kamen wieder Tage des Glücks auf der Burg in
Julbach. Der Alte wurde als Diener auf der Burg behalten. Aber in all
das Glück mischte sich immer wieder da Leid um den Vater und Gemahl. Da
zog einmal nachts von Tann her ein Gewitter über das Dorf. Die Wälder
krachen und ächzten bei Sturm und Donner.
Am nächsten Morgen fand der
Diener im Park einen zusammengebrochen alten Mann, der dringen bat, ihn
zur Gräfin zu führen. Dort warf er sich der zu Füßen und bekannt, er sei
jener unglückliche, der den Grafen von julbach im Ungarnland in die
Donau gestoßen haben auf Anstiften des eigenen Bruders, der selbst
Schloßherr von Julbach werden wollt. Reue und Buße hätten ihn durch die
Welt getrieben und er sei hierher gewandert und bittet sterbend um
Verzeihung. Mit Tränen in den Augen verzieh die dem Unglücklichen und
unter milden Trostesworten starb er zu ihren Füßen.
Des Erlebte auf dem Schosse
in Julbach war der Gräfin zu viel. Mutter, Sohn und Diener verließen das
Schloß und zogen über den Inn ins Österreichische, um sich dort eine
neue Heimat zu suchen.
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